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LEVIN GOES LIGHTLY | New Wave mit Post-Punk-Beat, 70’s-Glamour und Pop-Appeal

Sehnsucht nach Berührung, Ekstase, Nähe, Lärm: Der Stuttgarter trägt weiterhin gerne Lippenstift und mag Discomusik, er bleibt eine androgyne Erscheinung zwischen der faszinierenden Kälte eines ZIGGY STARDUST und der tröstenden Intimität eines Crooners vergangener Zeiten, wollte jedoch endlich weg vom Ein-Mann-Band-Image. Vor allem während der Isolation der Corona-Zeit träumte er von lauter treibender Live-Musik mit epischen, großen Momenten, lauten Gitarren, echten Drums, tieferen Bässen – und so ist er nun nicht mehr Solokünstler, sondern macht Musik mit einer Band und tritt mit dieser auf. Im Kollektiv mit Thomas Zehnle (WOLF MOUNTAINS) und Paul Schwarz (HUMAN ABFALL) entstanden dann auch die Songs seines aktuellen Albums „Rot“, das mehr als zwei Jahre nach dem Vorgänger „Nackt“ musikalisch epischer und filigraner zugleich ausfällt.

Angetrieben von einem Post-Punk-Beat und mit einem deutlich von den 80er Jahren beeinflussten Sound ist „Rot“ eine Platte, die die elektronischere Vergangenheit des Exzentrikers hinter sich lässt – griffige Gitarren, einprägsame Bassläufe, wogende Keyboards und ein organisches Schlagzeug prägen die Arrangements, die sich bei aller Melancholie nie im Dunkel verirren. Das ist noch mehr New Wave als zuvor, gleichzeitig aber auch mehr 70’s-Glamour, und die Assoziationen zu ROXY MUSIC, SUICIDE, BOWIE sowie Robert Görl und DAF (alles Musik, mit der Levin aufwuchs, und die ihn bis heute beeinflusst) sind selbstverständlich weiterhin vorhanden. Wo seine Lieder früher oftmals Retro-Referenzen aufwiesen, haben die neuen indes ein eigenständiges, zeitgemäßes Gewand, das sozusagen als die moderne Konsequenz der musikalischen Ursprünge wahrgenommen werden kann.

„Setz mir Deinen Schuss, gib mir Deinen Kuss“ heißt es im Opener „Liebhaber“, und nicht nur hier sind die Assoziationen zu FALCO sofort da. Bis zur getragenen ABBA-Coverversion „Knowing Me, Knowing You“ ganz zum Schluss umfasst seines neues Werk unterschiedlichste Stimmungen, und der queere Empowerment-Song „All Cats Are Beautiful“ könnte glatt ein neuer Titel von THE CURE sein!